Der Euro im digitalen Zeitalter: Die Europäische Zentralbank investiert 1,2 Milliarden Euro in die Entwicklung des digitalen Euro

In einem überraschenden Schritt hat die Europäische Zentralbank (EZB) 2024 eine Investition von 1,2 Milliarden Euro vorgestellt, um die Entwicklung der digitalen Version des Euro zu beschleunigen und damit die Finanzlandschaft der Eurozone neu zu gestalten.

Schlüsselinitiativen:

Die EZB hat den Fonds in Höhe von 1,2 Milliarden Euro strategisch auf fünf verschiedene Initiativen aufgeteilt, was die Vielschichtigkeit des digitalen Euro-Projekts verdeutlicht. Der grösste Teil in Höhe von 662 Millionen Euro ist für die Entwicklung von Offline-Zahlungslösungen vorgesehen. Dicht darauf folgt ein mit 237 Millionen Euro dotierter Rahmen für das Risiko- und Betrugsmanagement, der die Bedeutung der Sicherheit im Bereich der digitalen Währungen unterstreicht.

Der Bedarf an Fachwissen:

Angesichts der Komplexität des Projekts sucht die EZB aktiv nach externen Partnern mit unterschiedlichem Fachwissen. Diese Partner werden nicht nur bei der Entwicklung der digitalen Euro-App eine entscheidende Rolle spielen, sondern auch bei der Entwicklung von Offline-Zahlungslösungen und dem Management kritischer Aspekte von Risiko und Betrug. Der Aufruf zur Einreichung von Bewerbungen öffnet die Türen für ein breites Spektrum potenzieller Kooperationspartner, das von etablierten CBDC-Technologieanbietern bis hin zu globalen Finanzberatungsunternehmen, grossen Technologiefirmen und spezialisierten Softwareunternehmen reicht.

Kontroverse Rolle von Big Tech:

Big Tech hat bereits bei der Entwicklung des Prototyps der digitalen Zentralbankwährung mitgewirkt, was bei den Mitgliedern des Europäischen Parlaments aufgrund von Datenschutzproblemen Bedenken auslöste. Das laufende Auswahlverfahren für die aktuelle Entwicklungsphase ist offen und es besteht Ungewissheit über die weitere Beteiligung von Big-Tech-Partnern.

Datenschutzbedenken und Legitimität des digitalen Euro:

Datenschutzbedenken sind seit dem Start des Digital-Euro-Projekts im Jahr 2021 ein Dauerthema. Sorgen über eine mögliche Überwachung und einen mangelnden Datenschutz haben die Skepsis in der Öffentlichkeit geschürt. Um diese Bedenken zu zerstreuen, versichert die EZB der Öffentlichkeit, dass persönliche Daten nicht für sie zugänglich sein werden, sondern bei den Geschäftsbanken verbleiben, die den digitalen Euro hosten. Trotz dieser Zusicherungen bleiben Fragen über die Notwendigkeit eines digitalen Euro bestehen, vor allem wenn man die Konkurrenz zu anderen etablierten digitalen Zahlungsmitteln bedenkt.

Europäische Finanzsouveränität:

Trotz Skepsis sind die EZB und EU-Beamte der Ansicht, dass ein digitaler Euro die finanzielle Souveränität der Eurozone stärken könnte. Die Dominanz amerikanischer Zahlungsriesen wie Visa und Mastercard auf dem Markt hat den Wunsch geweckt, die Kontrolle zurückzugewinnen und sie an europäische Akteure zurückzugeben. Das Projekt des digitalen Euro wird als strategischer Schritt gesehen, um die finanzielle Infrastruktur der Eurozone zu stärken und die Abhängigkeit von externen Akteuren zu verringern.

Fortschritte bei der Gesetzgebung:

Die politischen Entscheidungsträger sind aktiv daran beteiligt, die rechtlichen Grundlagen für die digitale Zentralbankwährung (CBDC) zu schaffen. Stefan Berger, ein Abgeordneter der Mitte-Rechts-Fraktion im Europäischen Parlament, leitet die gesetzgeberischen Bemühungen. Eine endgültige Entscheidung über die Einführung des digitalen Euro wird erst getroffen, wenn das Gesetzgebungsverfahren abgeschlossen ist. Die vorsichtige Herangehensweise der EZB steht im Einklang mit der Verpflichtung, sicherzustellen, dass der regulatorische Rahmen vorhanden ist, bevor man weitergeht.

Aufruf zur Einreichung von Bewerbungen:

Um die Entwicklung des digitalen Euro voranzutreiben, hat die EZB Ausschreibungen für verschiedene Komponenten und damit zusammenhängende Dienstleistungen veröffentlicht, darunter Alias-Suche, Betrugs- und Risikomanagement, App- und Software-Entwicklungskit, Offline-Dienste und sicherer Austausch von Zahlungsinformationen. Diese umfangreiche Ausschreibung zielt darauf ab, Rahmenvereinbarungen mit externen Anbietern zu treffen, um so für die Entwicklung des digitalen Euro gerüstet zu sein. 

5 Komponenten des Digitalen Euro:

• Alias Suche

• Betrugs- und Risikomanagement-Komponente

• Komponenten für Apps und Software Development Kit (SDK)

• Komponente Offline-Dienste

• Komponente Sicherer Austausch von Zahlungsinformationen

Fazit und wichtigste Highlights:

Die Investition der EZB in Höhe von 1,2 Milliarden Euro ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur möglichen Verwirklichung des digitalen Euro. Die Schlüsselinitiativen, die Kontroverse um die Beteiligung von Big-Tech-Unternehmen und die Forderung nach verschiedenen externen Partnern zeigen die Komplexität des Projekts. Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes bestehen nach wie vor, aber die EZB befasst sich aktiv mit ihnen, und die gesetzgeberischen Vorarbeiten sind im Gange. Zu den wichtigsten Höhepunkten gehören die Zuweisung von Mitteln für bestimmte Initiativen, die anhaltende Kontroverse um Big Tech und der vorsichtige legislative Ansatz, der das Engagement der EZB für einen gut durchdachten und sicheren digitalen Euro unterstreicht.